Nach einer zweistündigen Fahrt über Landstraßen durch die winterliche Landschaft kam Posti durchgefroren aber fröhlich in Himmelpfort an. In weiser Voraussicht hatte sie sich eine Thermoskanne heißen Kakao und Kekse eingepackt.
Die verspeiste sie jetzt im geheizten Vorraum der Post. Nachdem sie damit fertig war, betrat sie das Postamt. Innen waren ein paar Erwachsene mit albernen Weihnachtselfenkostümen am Arbeiten und Briefe beantworten. Hinten im Raum saß ein Mann im Weihnachtsmannkostüm auf einem kitschigen goldenen Stuhl, er sollte wohl den Weihnachtsmann darstellen. Posti wurde argwöhnisch. Als sie sich dem „Weihnachtsmann“ näherte, fiel ihr auf, dass sein Bart, der aus billigem Kunststoff zu bestehen schien, glitzerte.
„Vielleicht hat er ja wegen des Weihnachtsstress Bartausfall.“, dachte sich Posti.
Als sie vor ihm stand, fragte der Mann: „Na meine Kleine, hast du etwas für mich?“
Im Nu war es vorbei mit ihrer guten Laune.
„Ich bin weder klein noch gehöre ich Ihnen.“, war Postis trotzige Antwort.
Der „Weihnachtsmann“ guckte verdutzt, das war ihm noch nie passiert.
„Ich habe einen Brief für den Weihnachtsmann, wo kann ich den abgeben?“, unterbrach Posti die Stille.
Der „Weihnachtsmann“ fand wieder zurück in seine Rolle: „Das ist großartig, du bist genau richtig, den kannst du bei mir abgeben.“
„Gut, ich möchte ihn als Einschreiben abgeben.“
Der „Weihnachtsmann“ war auf Neue aus dem Konzept gebracht. Diese Mädchen mit der bunten Frisur verwirrte ihn.
„Du bist doch schon hier, wo willst du denn deinen Brief an mich noch hinschicken?“
„Ich habe versprochen, diesen Brief an den Weihnachtsmann zu schicken.“
„Aber das bin doch ich, mein Kind.“
Posti verlor nun die Selbstbeherrschung. Sie zog an dem falschen Bart des „Weihnachtsmann“ bis er eine handbreit von dessen Gesicht entfernt war. Dann ließ sie ihn zurück in sein Gesicht schnipsen.
„Wenn Sie der echte Weihnachtsmann wären, dann hätte ihr Bart kein Preisschild.“
Posti vertraute der Post bei Weihnachtsbriefen nun nicht mehr. Es schien wie eine Abzocke, ein dreckiges Geschäft mit den Wünschen und Hoffnungen von Kindern. Auf ihrem Weg nach draußen wollte sie eine der Möchtegern-Elfen aufhalten, doch Postis wütende Miene ließ sie zurückweichen. Posti machte sich grummelnd auf den Rückweg in der Großen Wald. Da sie sich auf die Post in diesem Fall nicht verlassen konnte beschloss sie es auf eigene Faust zu erledigen.
„Dann auf die Harte Tour.“, dachte sie sich auf dem Weg zurück nach Hause.