Postpunk – Kapitel 07




Posti fuhr mit ihrer überholten Maschine vom Wagenplatz zu ihrem Haus. Dabei kam sie an dem Bunker vorbei, in dem Pia und Panne mit dem Panzer wohnten. Hinter dem Stacheldrahtzaun standen sie und winkten Posti zu.

Als sie bemerkten, dass Posti zu ihnen sah, winkten sie sie heran. Sie fuhr rechts ran und hielt vor dem Tor.
„Was gibt es?“, fragte Posti, sobald der Motor aus war.
„Wir haben von deiner wichtigen Mission gehört.“, sagte Panne.
„Und daher wollten wir dir etwas schenken, das dir hoffentlich hilft.“
Mit diesen Worten reichte Pia Posti eine dicke warme olivgrüne Wintermütze mit Klappen für die Ohren.
„Und das hier, wenn du unterwegs Hunger bekommst.“
Panne gab ihr eine Packung Panzerkekse, „Die hab ich selbst gebacken.“
Posti gucke etwas unglücklich, sie mochte weder Panzer noch Kekse und woraus Panzerkekse bestanden, wollte sie lieber nicht wissen. Sie bedankte sich und verstaute die Geschenke in einer ihrer vielen Taschen.
Sie kickte ihr Maschine an und machte sich auf ihren Weg zum Nordpol. Pia und Panne winkten ihr zum Abschied, bis sie um die nächste Ecke verschwunden war. Da es draußen kalt war, war auf den Straßen wenig los. So kam Posti zügig voran. Nachdem sie einen Tag lang unterwegs nach Norden war, erreichte sie die Hafenstadt. Von hier aus musste sie die Fähre nehmen. Harald und Eva hatten ihre Simson zwar ziemlich aufgemotzt, aber über Wasser konnte sie noch nicht fahren. Also ging sie zum Fahrkartenschalter der Fähre.
„Guten Tag, einen Fahrschein für mich und meine Simson.“, sagte Posti.
„Ihre was?“, fragte der Verkäufer.
„Das heißt ‚Wie bitte‘.“, korrigierte ihn Posti.
„Junges Fräulein, niemand mag Klugscheißer.“
„Ich bin kein Fräulein und fast niemand mag Klugscheißer.“
„Egal, was ist eine Simson?“
„Ein Kleinkraftrad.“
„Also einmal eine Person und ein Kraftrad, das macht dann 198 €.“
Posti musste ihr Portemonnaie gar nicht erst heraus holen: „Tut mir leid, soviel Geld habe ich nicht.“
„Dann lass deine Simson hier stehen, dann kostet es nur noch 98 €.“
„Aber ich muss zum Weihnachtsmann am Norpol, einen Brief angeben.“, versuchte Posti den Verkäufer zu überreden.
Es klappte nicht. Posti holte ihr Portemonnaie raus und breitete ihr ganzes Geld vor dem Verkäufer aus.
„Ich habe nur 34,71 €“.
„Das reicht nicht.“
„Ich kann Ihnen noch eine Packung Panzerkekse geben, die haben Freunde von mir selber gebacken.“
Der Verkäufer war über die Panzerkekse irritiert. Er wusste, dass auf Schokoladenkeksen Schokolade war und auf Marmeladenkeksen Marmelade. Bei dem Gedanken an Panzerkeksen schüttelte er sich innerlich.
„Nein, entweder kannst du den vollen Preis bezahlen oder nicht, wenn nicht dann geh, andere wollen auch noch Fahrscheine kaufen.“
Traurig verließ Posti den Fahrscheinschalter der Fähre. Draußen vor dem Fährbüro stand Posti neben ihrer Simson und fing zu weinen an. Sie war gerade einmal einen Tag unterwegs und scheiterte an diesem engstirnigen doofen Fahrkartenverkäufer.
„Na na na, wer wird denn hier so traurig sein? Was ist denn passiert?“, fragte ein Mann, der Posti weinen sah.
Er machte auf Posti ein schmierigen Eindruck.
„Ich muss zum Nordpol, zum Weihnachtsmann, und dieser doofe Kontrolleur will mich nicht mitfahren lassen, nur weil ich nicht genug Geld dabei habe.“, erklärte sie ihre Misere.
„Aber aber das ist doch kein Grund zu weinen. Guck, ich habe hier Tickets für die Fähre.“
Dabei hielt er ein paar in der Hand.
„Toll gibst du mir eines, das ich weiterkomme?“
„Naja, verschenken tue ich sie nicht.“
„Ich hab nur ganz wenig Geld, aber wen du magst, kann ich dir noch meine Panzerkekse dazu geben, die haben Freunde von mir selber gebacken.“
„Die Tickets kosten bei mir 80€ pro Stück, und keinen Rabatt.“
„Aber ich muss zum Weihnachtsmann, einen Brief von Julian abgeben.“
Der Mann begann um Posti und ihre Simson herum zu gehen.
„Das ist ein echt cooles Motorrad das du da hast.“, begann er.
„Danke schön.“, freute sich Posti.
„Siehst du, du möchtest unbedingt zum Nordpol und ich möchte ganz gerne dieses Motorrad haben. Was hältst du davon, wenn wir tauschen, dein Motorrad gegen meine Fahrscheine?“
Posti war sich sicher, dass dies ein unfairer Tausch war. Aber sie hatte Julian versprochen, alles Erdenkliche zu tun, um den Brief zu zustellen. Und versprochen ist versprochen. Sauer über diesen unfairen Handel gab Posti dem Typen die Schlüssel zu ihrer Simson und nahm das Ticket entgegen. Sie streichelte zum Abschied noch einmal ihre treue Maschine und begab sich zur Fähre.

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