Posti wurde geweckt, als sie angestupst wurde. Vor ihr standen zwei grimmig aussehende Kontrolleure.
„Guten Tag, wir würden gerne deinen Fahrschein sehen.“, sagte der eine.
„Den hab ich doch schon gezeigt, als ich an Bord gekommen bin.“
„Derzeit sollen einige Fälschungen im Umlauf sein. Zeig uns bitte deinen Fahrschein.“
Posti wusste, das ihr Fahrschein eine Fälschung war: „Den hab ich weggeworfen, als ich an Bord gekommen bin.“
„Du musst deinen Fahrschein aber die ganze Fahrt über bei dir behalten, das ist Vorschrift, junges Fräulein.“
„Ich bin kein Fräulein!“
Posti sprang auf und trat dem frechen Kontrolleur gegen das Schienbein.
„So das reicht! Du kommst mit!“
Der andere Kontrolleur wollte Posti festhalten, doch sie wand sich aus dessen Griff und rannte weg. Die eilten ihr hinterher. Posti rannte blindlings in einen der vielen Gänge auf der Fähre, ohne zu wissen, wo sie hinführten. Plötzlich fand sie sich auf dem Autodeck wieder. Sie versuchte sich zwischen den Autos zu verstecken, doch die Kontrolleure hatten sie schnell gefunden. Sie hielten sie so fest, dass es Posti weh tat und brachten sie in das Büro des Kapitäns. Dort war aber niemand. Ein Kontrolleur blieb bei Posti im Büro, der andere ging los, um den Kapitän zu holen. Posti blieb nichts anderes übrig als zu warten.
Nach einiger Zeit kam der Kapitän in sein Büro, lehnte sich gegen die Vorderkante seines Schreibtisches, verschränkte die Arme und betrachtete Posti schweigend. Posti saß da und spielte nervös mit ihrer Postmütze. Sie wusste, dass sie in Schwierigkeiten war.
„So so so, da haben wir also eine Schwarzfahrerin.“, begann der Kapitän das Gespräch.
„Ich bin keine Schwarzfahrerin, ich habe bloß meinen gültigen Fahrschein verloren.“, erwiderte Posti.
„Ja ja, das sagen sie alle, den Fahrschein verloren, von einer Welle aus der Hand gespült, der Hund hat ihn gefressen. Das hab ich alles schon gehört.“
„Ich muss zum Nordpol, einen wichtigen Brief beim Weihnachtsmann abgeben.“
„Das ist ja mal eine ganz neue Ausrede, die ist lustig“, lachte der Kapitän, „aber egal, ich mache dir einen Vorschlag. Das ist eine schicke Mütze, die du da hast und ich finde dich witzig.“
Posti blickte überrascht auf.
„Wenn du mir deine tolle Mütze überlässt, dann lasse ich dich nachher im Hafen laufen, anstatt dich bei der Polizei anzuzeigen.“
Posti guckte traurig, wieder sah sie sich genötigt, sich von einem liebgewonnen Geschenk zu trennen, aber sie hatte es Julian versprochen. Widerwillig gab sie dem Kapitän ihre Postmütze.