Postpunk – Kapitel 19




Die Wachwichtel, die Posti bis hierher eskortiert hatten, stiegen aus dem Fahrstuhl aus und machten ihr Platz. Posti verließ zögerlich den Fahrstuhl. Als sie schließlich vor dem Weihnachtsmann stand, war sie sprachlos.

Dieser lächelte jedoch freundlich und sagte: „Ich habe gehört, dass du etwas für mich hast.“
Posti nickte wortlos.
„Woher wissen sie das?“, fragte sie, als sie ihre Sprache wiederfand.
„Na, ich bin doch der Weihnachtsmann.“
„Aha“, war Postis einzige Reaktion.
„Komm erst ein mal in mein Büro und setz dich hin. Mein Nachrichtendienst hat mich von deiner Mission und deinem Abenteuer stets unterrichtet.“
Posti folgte dem Weihnachtsmann und guckte verwirrt.
„Nachrichtendienst?“, fagte sie, um sich sicher zu sein, dass sie sich nicht verhört hatte.
„Na klar, wie soll ich denn sonst wissen, wer brav und wer unartig war und was die Kinder sich alle wünschen? Leider werden einige Briefe an mich immer wieder abgefangen oder umgeleitet.“
In dem Moment trat von hinten ein unscheinbarer Elf an den Weihnachtsmann heran und flüsterte etwas in sein Ohr.
Die Antwort des Weihnachtsmannes war: „Ja ja, sagen Sie PSG 2 und 3, sie sollen sich bitte für die pädagogischen Maßnahmen bereit machen. Weiß Ruprecht schon Bescheid?“
Der unscheinbare Elf nickte zweimal und schien wieder mit dem Hintergrund zu verschmelzen.
Der Weihnachtsmann wandte sich Posti zu: „Ich habe gehört, du hast Post für mich?“
Posti war nun vollkommen irritiert von dem, was sie hier gerade erlebte: „Ähm, ja“
Sie kramte in ihrer Postjacke nach den Briefen. Während sie suchte, betrat eine rot-grün gekleidete Elfe mit einem Tablett mit einer Kanne Kakao den Raum und stellte dieses auf dem Tisch zwischen Posti und dem Weihnachtsmann. Posti hatte die Briefe gefunden und hielt sie dem Weihnachtsmann hin. Dieser schenkte ihnen gerade den servierten Kakao ein.
Posti fielen noch ihre übrig gebliebenen Panzerkekse ein: „Ich habe noch Panzerkekse, wenn Sie möchten“
Posti bemerkte, wie bei dem Wort „Panzerkekse“ einer der zwei verbliebenen Wachwichtel angewidert das Gesicht verzog.
„Ah ja, die Panzerkekse, ich hörte davon.“, sagte der Weihnachtsmann.
Posti holte Pannes Kekspackung hervor, legte sie neben den Kakao auf das Tablett.
Der Weihnachtsmann nahm sich einen und begutachtete ihn: „Sehr witzig, ich bin gespannt wie sie schmecken.“
Er biss von dem Panzer das Kanonenrohr ab und kostete: „Etwas trocken, aber in Anbetracht der Umstände vollkommen logisch.“
Der Wachwichtel der vorhin seine Miene verzogen hatte, guckte ungläubig. Der Weihnachtsmann nahm sich noch einen Panzerkeks und begann Julians Brief zu lesen. Er gab ab und zu ein paar zustimmende Geräusche von sich und aß dabei noch mehr von den Keksen.
Als er mit dem Brief fertig war, griff er zu seinem Telefon: „Gerda? Ja, der Fall Julian, ja der kleine Junge aus dem großen Wald, … genau der …, mach den Ärzten Feuer unterm Hintern, dass die Mutter am 24. bei ihrem Sohn ist, sonst schick ich Ruprecht vorbei, dann können die Doctores sich selbst behandeln. Ja, danke.“
Der Weihnachtsmann legte auf: „Du siehst aus, als ob du noch Fragen hättest.“
„Ja, wie kam ich hier her?“, platzte es aus Posti heraus.
„Als du den Sicherheitskreis überschritten hattest, war PSG-1 aufgebrochen, um dich abzufangen. Unterwegs erhielten sie den Befehl, dass sie dich eskortieren sollen. Sie erreichten dich gerade in dem Moment, als der Eisbär über dich herfallen wollte.“
„Dann kam der Weihnachtsbaum von Ihnen und Sie waren die schwarzen Gestalten, die von oben kamen?“
„Genau.“
„Ein Freund hat mir einmal erzählt, ein PSG-1 wäre ein Scharfschützengewehr, aber hier gibt es doch gar keine Schafe.“
Der Weihnachtsmann schmunzelte: „PSG-1 steht bei uns für Polarschutzgruppe 1. Was dein Freund meint, ist das Präzisionsschützengewehr 1 von Heckler & Koch.“
„Okay, vielen Dank für Ihre Zeit und Hilfe, aber nun muss ich zurück nach Hause und es ist ein weiter Weg.“
„Wenn du noch ein wenig bleibst, kann ich dich an Weihnachten mitnehmen und bei dir zu Hause absetzen.“
Posti war von dem Kakao und den Keksen müde geworden und so nahm sie das Angebot des Weihnachtsmann gerne an. Einer der Wachwichtel begleitete Posti bis zu ihrem Zimmer und wünschte ihr eine gute Nacht. Kaum hatte Posti sich hingelegt und zugedeckt, war sie auch schon eingeschlafen.

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