Im Internet bin ich durch Zufall einmal über ein Foto der Pyramide von Garzau gestoplert. Da mich das Foto interessierte begann ich zu recherchieren wo sich dieses Gebäude befand und ob man auf vertretbarem Wege dorthin gelangen kann.
Nach einigen Fragen an das Internet hatte ich den Standort gefunden und nahm mir vor demnächst einmal einen Ausflug da hin zu unternehmen.
Am vergangen Samstag war es dann so weit, da sich die Ausstattung eines Musikvideos mit Waffen leichter herausstellte als gedacht und ein geplanter Umzug verschoben werden musste fasste ich letzten Samstag dann den Entschluss mir diese mysteriöse Pyramide genauer anzugucken.
Da ein Kumpel von mir immer schon mal mit mir auf der Simson mitfahren wollte lud ich ihn dazu ein und auf den Sozius auf.
Vorher entspann sich noch dieser folgenschwere Dialog:
Späti: Baupunq ich habe im Wetterbericht gelesen das es eine Gewitterwarnung für Berlin und Brandenburg gibt, meinst du das wir nass werden
Dialog zweier Narren
Baupunq: Tja, das ist die Gefahr, wenn man einspurig und mit mir am Lenker unterwegs ist, wir werden schon nicht nass werden.
Nun zu etwas Navigation, um Berlin nordöstlich zu verlassen hat man die offensichtliche Wahl zwischen Pest und Cholera, namentlich Hellersdorf oder Ahrendsfelde. Wer einmal versucht hat an Freitag, Samstag oder Sonntag durch Ahrendsfelde zu fahren weiß dass das nur etwas für Masochisten sein kann. Ähnlich begeistern ist es auf der Landsberger Allee kurz hinter der Stadtgrenze, hier ist sie nämlich in jede Richtung einspurig und man kommt nur im Schrittempo heran.
Nun hatte ich mir die Simson ja geholt um damit zu fahren und nicht um damit im Stau zu stehen, also muss es einen anderen Weg geben. Über einen Schleichweg über Mehrow erreichten wir Altlandsberg. Weiter ging es über Buchholz, Wegedorf, Wesendahl und Gielsdorf nach Strausberg. In einer Kurve zwischen Wesendahl und Gielsdorf schaffte ich es gerade noch, unter Aussnutzung der kompletten Fahrbahnbreite ein Abdriften in den Straßengraben zu verhindern. ich hörte im Hinterkopf schonen meinen Fahrlehrer schimpfen was das denn jetzt bitte schön sollte. zum Glück war er nicht da, denn für die Nummer hätte er mir wahrscheinlich den Zündschlüssel abgezogen und hätte mich die Maschine nach Hause schieben lassen, und womit? Mit Recht! Dennoch erreichten wir bald darauf ohne weitere Zwischenfälle Strausberg. Hier wurde die erste Kartenpause fällig.
Nachdem wir uns neu orientiert hatten ging es auch schon mit röhrendem Motor weiter. Mit uns zwei auf der Sitzank hatte der kleine 50ccm Motor keine andere Wahl als zu röhren. Nach weiteren 15 Minuten erreichten wir über die Garzauer Chaussee auch endlich Garzau. Wir folgten dem Hinweis Schild zur Pyramide und fanden uns irgendwann an einem Badesee wieder. Irgendwas war hier falsch gelaufen, nur was das war konnte keiner von uns beiden sagen.
Also war wieder eine Kartenpause angesagt. Handy raus und Googlemaps angeschmissen, da fiel mir wieder ein das wir ja in Brandenburg waren und es eine vergebliche Idee war irgendetwas über das mobile Internet abrufen zu wollen. So irrten wir noch ein wenig weiter durch das schöne Garzau bis wir eine Anwohnerin nach dem Weg zu der Pyramide fragten. Sie sagte das wir eine Straße früher hätten abbiegen müssen. Als wir umgekehrt waren und in die richtige Straßen einbogen sahen wir auch das Din A6 große Schild mit dem Pfeil und dem Wort „Pyramide“. Nach einigem Herumeiern mit der Simson auf den Waldwegen erreichten wir bald unser Ziel, die Pyramide von Garzau.
Laut den Infotafeln soll es sich um die größte Felsstein Pyramide Deutschlands handeln.
Mich faszinierte die seltsame Verbindung der Felssteinfassade und der Pyramidenform. Auf mich wirkt das Ganze wie das Hauptquartier eines Superschurken aus der Kreisliga.
Tatsächlich wird gemutmaßt das Graf von Schmettau sie sich zu kartografischen Zwecken erbauen lies um von ihrer Spitze aus die Umgebung zu beobachten. Ausserdem lässt sich eine Pyramide über aussen angebrachte Rampen und Treppen leichter besteigen. Das aber diese Treppen und Rampen über keinerlei Absturzsicherung verfügen ist das Betreten verboten.
Es wird auch gemutmaßt das Graf von Schmettau die Pyramide nach seinem Ableben als Mausoleum nutzen wollte was eine Funktion des Untergschoßes erklären würde.
Hätte Graf von Schmettau das Anwesen nicht 1802 schon verkauft wären diese drei Öffnungen wahrscheinlich der Zugang zu seiner letzten Ruhestätte geworden.
Alles in allem ein, wie ich finde, etwas skurriles Bauwerk aber dennoch ist es meiner Meinung nach an warmen Sommertagen einen Ausflug wert.
Nachdem wir uns mit dem Bauwerk eingehend beschäftigt hatten planten wir unsere Rückfahrt. Späti machte mich auf den sich zuziehenden Himmel aufmerksam. Ein anwesender Anwohner meinte das wir uns keine Sorgen machen müssten, das würde vorbeiziehen. Späti sagte ihm das wir noch nach Berlin müssten.
Da ich nicht den selben Weg zurück fahren wollte den wir gekommen waren, weil das kann ja jeder, war der Plan das wir zunächst die B1/B5 ansteuern und auf dieser dann zurück nach Berlin fahren würden. In Rehfelde fing es an zu tröpfeln. Ich rief zu Späti auf dem Sozius:
Tja, no guts, no glory!
In Hennickendorf wurde es selbst mir dann zu nass und ich fuhr rechts ran um mir meine Regenjacke überzuziehen. Mittlerweile war das Tröpfeln zu einem amtlichen Regen geworden. Da aber nirgends eine Möglichkeit zum Unterstellen und abwarten zu sehen war ging es weiter. Währenddessen wurde mir mal wieder der Nachteil meines Jethelms bewusst, ich bekam dauern den Regen ins Gesicht, auch wenn es nur Wasser ist, wenn Wasser in fetten Tropfen mit 60 Km/H auf dich zuschiesst und deine Lippe trifft dann tut das weh. Wie sich später heraustellte waren wir letzen Endes bei Gewitter und Hagel(das waren gar keine Regentropfen die immer wieder so weh taten im Gesicht) mit 60Km/h auf der B5 unterwegs. Wir mussten ausgesehen haben wie die Zeckenversion von Dummer und Dümmer. An einer Ampel schlug ich vor das wir nun keinen Stopp mehr einlegen würden da wir eh schon bis auf die Knochen durchgeweicht wären und heute niemals mehr trocken zu Hause ankommen würde.
Gesagt getan, so rasten wir mit Höchstgeschwindigkeit, vom Regen durchweicht, vom Hagel traktiert und von der Gischt der anderen Autos gepeitscht weiter Richtung rettende Heimat. In Alt-Mahlsdorf jedoch machte mir die Physik einen Strich durch die Rechnung. Durch die Temperaturunterschiede zwischen dem Fahrtwind vor meiner Motorradbrille und der Luft in meiner Motorradbrille fing diese an von innen zu beschlagen und auf einen Blindflug, auf regennasser Fahrbahn im berliner Wochenendverkehr bei 60 Sachen hatte ich absolut keinen Bock, also ab ran an die nächste Tanke und auf besseres Wetter warten.
Späti: Siehst du Baupunq, ich habs dir doch gesagt das es regnen wird.
Ich: Noch einen Ton und du kannst nach hause laufen.
Nach etwas weniger als einer halben Stunde beruhigte sich das Wetter soweit das eine Weiterfahrt möglich war. Ich lieferte Späti an seiner Haustür ab und fuhr zurück zu meiner eigenen, raus aus den nassen Klamotten und rein in einen trockenen Matini.
ENDE