Sagas aus Dunkelwalden: Unterwegs auf hoher See

Ich muss ein Dimensionsportal bei mir in der Wohnung haben. Anders kann ich mir nicht erklären das immer wieder Sachen verschwinden und an vollkommen anderen Stellen auftauchen. Anscheinend kommen dadurch auch immer wieder kleine garstige Wesen die alles verwüsten und unordentlich zurücklassen. Bei einer weiteren Aufräumaktion habe ich wieder einmal einen weiteren Brief unseres unbekannten Helden aus Dunkelwalden gefunden. Diesmal zwischen dem Geschirr im Schrank.

Liebste Nadja, ich schreibe dir aus dem idyllischen Hafenstädtchen Neptunsrast, am Ufer des Eskatischen Meeres. Wenn du früher schon dachtest dass nasse Hunde schlimm riechen würden, dann hast du noch nie einen nassen Wolf bei dir gehabt. Ich hoffe dass Kots Fell schnell wieder trocknet. Wir wurden beinahe aus der Herberge geworfen wegen des kaum zu ertragenden Gestanks. Aber ich sollte der Reihe nach erzählen wie es dazu kam das Kot so nass wurde und was sich alles hier zugetragen hat. Ich hatte gehört das der König eine Expedition nach Tylien unternehmen wolle und das dafür noch Freiwillige gesucht würden. Als ich dort ankam war jedoch weit und breit nichts von eventuelle Vorbereitungen für eine solche Unternehmung zu sehen. Auf Nachfragen in der Hafenkaschemme erfuhr ich das der König sich umentschieden hatte und lieber Krieg gegen seine Nachbarn führte. Ich mietete mir für teures Gold ein Zimmer und überlegte wie ich nun fortfahren würde, da mein Gold nicht ewig reichen würde. Bei einem der Gespräch mit einem der Einheimischen erfuhr ich von einer einsamen Insel die nicht weit vor der Küste lag. Dort sollten unermessliche Reichtümer sein. Ich wurde auch gewarnt das ein riesiges Seeungeheuer die Insel bewachen würde. ‚Das ist doch Unsinn, Seeungeheuer gibt es doch gar nicht.‘ dachte ich mir. So besorgte ich mir am nächsten Morgen ein kleines Segelboot und machte mich daran in Begleitung von Kot und Verwesung in See zu stechen. Verwesung setzte sich, als wolle sie Ausschau halten, oben auf die Mastspitze und Kot kauerte sich im Boot zusammen und machte sich ganz klein. Er fiepte ein wenig als wir aus dem Hafen ausliefen da er noch nie in einem Boot war und das Schwanken des Bodens ihm unbekannt war. Der Wind kam kräftig von Achtern und wir machten gut Fahrt. Gegen Mittag konnte ich die Insel grob am Horizont ausmachen. Auf einmal begann Kot , der nun anscheinend vollkommen die Fassung verlor, mit angelegten Ohren über die Reling ins Meer zu gucken und wie toll die Wellen anzuknurren, auch Verwesung begann wie wild zu krähen. Plötzlich erkannte ich das Kot nicht die Wellen anknurrte sondern das was da auf unser Boot zu kam. Kurz bevor es uns erreichte bäumte sich die Kreatur auf und ich konnte kaum fassen was sich uns da entgegenstellte, eine riesige Seeschlange, ein schwimmender Vielfraß mit drei goldenen Hörnern. Ich packte meinen Speer „Nirosta den Ewigen“ und ging auf das Ungetüm los. Ich warf meine Waffe welche vollkommen wirkungslos an einem seiner goldenen Hörner abprallte. In weiser Voraussicht hatte ich am hinteren Ende meines Speers eine Leine angebracht so das ich den Speer problemlos wieder ins Boot holen konnte. Vor dem ersten Angriff hatte sich Verwesung in die Lüfte erhoben und beobachtete die Lage von oben und warnte mich vor dem nächsten Angriff. Der auch prompt kam. Das Monster schoss knapp neben der Steuerbordseite unseres Kahns senkrecht aus dem Wasser und versuchte uns unter seinem Leib zu zerschmettern. Zum unserm Glück schob uns eine kräftige Böe weiter vorwärts so dass das Ungeheuer wieder ins Wasser fiel und wir auf seinen Wellen noch schneller voran kamen. Es versuchte es wieder doch Verwesung zeigte mir das es es diesmal von Backbord kommen würde. Als es diesmal aus dem Wasser schoss hielt ich blitzschnell meine Waffe über die Reling so dass sich der Vielfraß daran seinen Wanst selbst aufschlitzte. Gischt spritzte hoch und Innereien und schwarzes Blut regneten in unser Boot. Als das Vieh tot an der Oberfläche schwamm vertäute ich unsere Nussschale an dem Kadaver und versuchte mir die Hörner anzueignen. Einfach abbrechen war nicht möglich, also begann ich mit dem Anker unseres glorreichen Schlachtschiffs den Schädel der Bestie zu bearbeiten und die Hörner mit Teilen des Schädels zu bekommen. Nach einer halben Stunde hatte ich das erste Horn heraus gebrochen und nach einer weiteren Stunde hatte ich die anderen Hörner gelöst. Als ich das dritte Horn ins Boot geworfen hatte entdeckte ich meinen fatalen Fehler. Ich hatte das Boot daran vertäut und diese segelt gerade davon. Kot stand mit den Vorderpfoten auf der Reling und winselte während das Boot weg fuhr und der Kadaver auf dem ich noch stand mittlerweile zügig anfing zu sinken. In seiner Aufregung sprang Kot über die Reling ins Wasser und paddelte zu mir herüber, der ich auf dem Kadaver und bis zur Hüfte im Wasser stand. Zu unserem Glück hatte uns währenddessen die Strömung näher an die Insel gebracht. Nachdem wir eine viertel Stunde geschwommen waren spürte ich endlich wieder Grund unter meinen Füßen. Am Strand angekommen setzte ich mich erst mal hin um mich auszuruhen, was Kot in keiner Weise davon abhielt sich ausgiebig zu schütteln. Verwesung landete flatternd vor mir und guckte mich fragend an. Nach dieser kurzen Rast rappelte ich mich wieder auf und war bereit die Insel zu erkunden. Verwesung guckte mich weiterhin an. Ich fragte sie: „Na wat los?“ Daraufhin lief sie los am Strand entlang. Nach ein paar Metern blieb sie stehen. Ich ging zu ihr und sie lief wieder weiter, blieb stehen und wartete erneut. Ich verstand, ich sollte ihr folgen, da sie anscheinend etwas für mich gefunden hatte. Nach einem längeren Fußmarsch waren wir am Ziel. Wir hatte die Insel von Süden aus angefahren. Nachdem das Boot vom Kadaver abgetrieben war war es an der Ostküste der Insel an den Strand gespült worden. Der Rückweg war somit gesichert. Zeit die Insel zu erkunden und den Schatz zu bergen. Zu diesem Zeitpunkt fielen mir drei überaus wichtige Fakten auf. Der erste war das die Insel verdammt groß und unübersichtlich war. Der Zweite war das ich keinerlei Ahnung hatte was das für ein Schatz war. Der dritte Fakt war das ich überhaupt keine Idee hatte wo der Schatz sein sollte. Ich schnappte mir meinen Speer und ging frohen Mutes drauf los und wollte die Insel erkunden. Der Strand an dem mein Boot lag grenzte an eine dichten Dschungel. Ich betrat ihn und schlug mich mit Kots Hilfe durch. Auf einmal hörte ich ein Rascheln hinter mir und spürte einen stechenden Schmerz in meinem Genick. Kurz darauf war alles um mich herum dunkel. Ich erwachte gefesselt und an einen Stamm gebunden in einer Siedlung. Vor mir tanzte ein Mann, vermutlich so eine Art Schamane, denn er trug eine Kette mit Schrumpfköpfen um den Hals. Ich war bei einem Kannibalenstamm gelandet. Kot und Verwesung waren in Käfige aus dicken Ästen gesperrt. Wir waren anscheinend ein Drei-Gänge-Menü. Als Vorspeise ein leckeres Geflügelsüppchen, als zweiter Gang Wolfsmedallions und als Hauptgericht einen Menschenauflauf. Aus der größten Hütte der Siedlung trat ein Mann heraus. Das musste der Chef der kulinarischen Komikertruppe sein, denn er war in einen Strohumhang gekleidet der über und über mit Edelsteinen versehen war. Zwischen drin waren immer wieder Goldfäden eingeflochten, alles in allem war das Ding wahrscheinlich verdammt wertvoll. Der tanzende Schamane bewarf mich nun mit einem Pulver durch das ich niesen musste, Pfeffer. Es fehlte bloß noch das sie mich in einer Marinade einlegten. Als hätte sie meine Gedanken gelesen band man mich von dem Pfahl los und legte mich in eine Art mannsgroßen Trog der mit einer würzigen Flüssigkeit gefüllt war. Die Soße, in die sie mich einlegten, brannte auf der Haut. Sie trugen mich mit dem Trog in eine der Hütten am Rand des Platzes. Innen hingen an Schnüren tote Tiere von der Decke , ich war in ihrer Vorratskammer. Die Soße brannte mir im Schritt, hatte aber auch den Vorteil das sie meine Fesseln angriff so das es mir in der Nacht gelang mich leise zu befreien. Ich schaute mich vorsichtig um. Vor meiner Hütte, in der ich gelagert wurde, waren keine Wachen. Draußen hielt ich mich im Schatten. Zu meinem Glück hatten wir gerade Neumond so das die Nacht Stockfechten war. Ich schlich mich zu den Gehegen von Kot und Verwesung und befreite sie. Verwesung flatterte auf meine Schulter kniff mir sanft ins Ohr. Kot leckte mir schwanzwedelnd das Gesicht ab. Jetzt fehlte mir nur noch mein Speer. Den hatten sie als Trophäe in die Häuptlingshütte gebracht. Ich schlich mich näher heran und stibitze mir unterwegs noch eines ihrer Messer. Weltklasse waren die zwar nicht aber wenigstens scharf. Das Problem bei der Häuptlingshütte war das diese mit zwei Wachposten geschmückt war und die Beiden den Anschein machten das sie partout nicht müde werden wollten. Nun war guter Rat teuer. Es durfte außer den beiden niemand mitbekommen das ich einen kleinen Ausflug aus meiner Marinade unternahm, und auch die beiden durften es nur jeder für sich mitbekommen, einzeln. Wie also sollten wir die zwei Wachen voneinander trennen um sie ruhig zu stellen? Verwesung guckte Kot an und Kot gucke zu Verwesung. Danach flatterte Verwesung den Wachen direkt vor die Füße. Der rechte Wachposten sah sie und wollte sie wieder einfangen doch Verwesung flatterte flink weg und landete erneut zwei Meter weiter vor der Wache. Das Spiel wieder holte sie unzählige Male bis sie den Wächter hinter die gegenüber liegende Hütte gelockt hatte. Als die Wache hinter ihr auftauchte gab es kurz ein leisen Knurren und einen erstickten Schrei, dann herrschte wieder Stille. Ich hatte mich währenddessen von hinten an die verbliebene Wache geschlichen und etwas gegen ihren durch Stress bedingten Bluthochdruck unternommen, eine überaus radikalen Aderlass an den Halsschlagadern. Kot und Verwesung trotteten, beziehungsweise flogen, über den Dorfplatz zu mir und gemeinsam betraten wir die Hütte. Drinnen sah es so aus wie wir uns eine königliche Schatzkammer immer vorgestellt haben. Nicht wie die unseres Königs, die ist ja vom steigen Kriegführen leer. Nein der Raum war überfüllt mit Kostbarkeiten. An der linken Wand hing mein Speer. In der Mitte des Raums stand ein Kohlenbecken in dem noch Glut lag die alles in ein mattes Licht tauchte. Daneben lag der Häuptling. Sein schicken Mantel hatte er sorgfältig über einen Ständer gehängt. Ich schnappte ihn mir. Kot kam zu mir mit einem Stock im Maul und legte ihn vor mir auf den Boden, setzte sich aufrecht hin und guckte zu mir hoch. Ich verstand nicht was er von mir wollte denn zum Spielen war dies ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. Verwesung lief zu der Feuerschale herüber und pickte dagegen. Jetzt erkannt ich was Kot mir da zu Füßen gelegt hatte, eine Fackel. Als ich die Fackeln entzündet hatte sprang Kot an mir hoch und riss sie mir aus der Hand. Mit der brennenden Fackeln im Maul rannte er raus, über den Platz und zu der Hütte aus der ich ausgebrochen war. Die Vorratshütte hatte ein Strohdach welches auch kurz darauf brannte wie Zunder und den Dorfplatz erhellte. Zuerst ärgerte ich mich da Kot mich der Dunkelheit beraubt hatte in der ich mich davon schleichen wollte. Als ich aber sah das die Kannibalen nur noch damit beschäftigt waren den Brand zu löschen erkannte ich das es ein glänzendes Ablenkungsmanöver war. Ich schlich dennoch in den Urwald und machte mich auf den Weg zum Boot. Unterwegs achtet ich immer wieder auf meine Umgebung nicht das sie mich noch einmal betäuben würden. Wir hatten es schon fast geschafft, ich konnte den Waldrand sehen, da hörte ich hinter mir das Knacken und Brechen von Holz. Eine Riesenmeute von Ihnen hatte meinen Ausbruch bemerkt und sie schienen alles andere als begeistert zu sein dass ich ihre Vorräte alle auf einmal gegrillt hatte. Jetzt pfiff ich auf Heimlichtuerei und Leise sein und rannte los. Als ich das Boot gerade ins Wasser schob bohrten sich die ersten Pfeile und Speere neben mit in den Sand. Mit Ach und Krach schafften wir es zu entkommen. Als wir wieder auf See waren überkam mich der Hunger. Das war wieder einmal typisch für mich, ich war in der Speisekammer eingesperrt, brach aus und vergaß mir etwas mitzunehmen. Da wir jedoch zügig auf das Festland zuhielten war ich guter Dinge das ich in unserer Herberge etwas zu Essen bekommen würde. Ein Kilometer vor der Küste ereilte uns noch einmal das Schicksal. Mittlerweile war ein Sturm aufgezogen und die See war sehr rau geworden. Von vorne kam ein riesige Welle die mich beinahe über Bord gespült hätte. Ich hielt mich zum Glück noch rechtzeitig fest doch Kot spülte es über Bord. Winselnd paddelte er in der aufgewühlten See. Ich holte das Segel ein, warf den Anker aus und sprang ins Wasser um Kot wieder an Bord zu holen. Ich erreichte ihn kurz bevor er unterging und schleppte ihn zurück zu unserem Boot das wie eine Nussschale auf den Welle tanzte. Mit Mühe und unglaublich viel Glück erreichten wir den Hafen von Neptunsrast. Die anwesenden Fischer und Seeleute betrachteten uns als ob wir der Klabautermann persönlich wären, das eine Landratte wie ich es zusammen mit einem Wolf und einer Räbin bei einem solchem Unwetter schaffte in einem Stück im Hafen anzukommen. Erst jetzt bemerkte ich das die große Welle die Kot über Bord gespült hatte auch die goldenen Hörner der Seeschlange mit sich gerissen hatte. Anscheinend wollten höhere Mächte nicht das diese Hörner die See verließen. Nach dem wir unsere restliche Ladung gelöscht hatten und von Bord gingen knickte der Mast ab und das Boot ging vor unseren Augen langsam, elegant und stilvoll unter. Komplett durchweicht und mit einem nassen Wolf im Schlepptau gingen wir zurück zu unserer Herberge. Als ich mit den beiden im Schankraum stand kam auch gleich der Wirt und meinte dass das stinkende haarige Untier und die hässliche Krähe raus müssten, sie würden alle Gäste verscheuchen. Ich sagte ihm das wir doch den Wirt und sein Weib nicht aus ihrer eigenen Wirtschaft raus werfen könnten. Sofort steig ihm die Zornesröte ins Gesicht und er stürmte auf mich zu und wollte mir eine Tracht Prügel verabreichen. Da ließ ich alles, was ich in den Händen hielt, fallen und nagelte den Kragen seines Wamses mit meinem Speer an den nächsten Stützpfosten. Ich klaubte einen Edelstein vom Mantel des Kannibalenhäuptlings und sagte ihm das er es als Miete für ein Zimmer haben könnte wenn er ein Zimmer für mich und meine Begleiter hätte. Er guckte sich den Stein an, dann mich und lächelte. So kam es also das ich lernte das nasse Wölfe noch schlimmer riechen als nasse Hunde,wie ich einen riesigen schwimmenden Vielfraß austrickste und seinen Kopfschmuck erbeutet und mir den zweitgrößten Schatz der Welt erkämpfte. Ich sehne mich danach dich wieder zu sehen. Es grüßt dein dich liebender

Die Stelle die den Name unseres Hlden trägt ist leider durch eine Fleck Vogeldreck unleserlich geworden.

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